
Schwarz auf Weiß
04.11.2015Odenwaldkreis: „In Deutschland steckt mehr! – Fachkräftewoche 2015 im Odenwaldkreis“
Gemeinsame Veranstaltung des KJC und der InA gGmbH

Die bundesweite Aktionswoche unter dem Motto „In Deutschland steckt mehr!“ wurde initiiert durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) und von der Partnerschaft für Fachkräfte in Deutschland organisiert. Eine Förderung erfuhr die Veranstaltung durch Mittel des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration.
Im Rahmen der Fachkräftewoche waren am vergangenen Mittwoch viele Unternehmer aus der Region, mehrere Bürgermeister, Vertreter aller Fraktionen der Einladung des Kommunalen Job - Center des Odenwaldkreises (KJC) und der InA gGmbH – Integration in Arbeit in das Volksbank Atrium im Haus der Energie in Erbach gefolgt.
Landrat Frank Matiaske rief in seiner Begrüßungsrede die Arbeitgeber auf, mit den Veranstaltern und den Referenten in Dialog zu treten und sich Impulse zu holen, um zukünftig neue Wege bei der Personalsuche bestreiten zu können. Man wolle Hintergründe beleuchten und Instrumente gegen den drohenden Fachkräftemangel vorstellen, so der Kreisbeigeordnete Michael Vetter, der den Nachmittag im Anschluss moderierte.
„55% der Schulabgänger entscheiden sich für ein Studium – dieses wird aber voneinem Drittel der Studierenden nicht abgeschlossen“, so Torsten Heinzmann, Teamleiter Ausbildung (IHK Darmstadt) in seinen Vortrag. In der Regel sind 20 bis 30 Ausbildungsberufe bekannt – über die übrigen ca. 180 Berufsbilder liegen den Jugendlichen wenig bis keine Informationen vor. Auch rangieren auf der Beliebtheitsskala Berufe im Bereich Handwerk und Einzelhandel relativ weit hinten. Hier fehlt es seiner Ansicht nach an authentischer Information. Der schöne Klang einer Berufsbezeichnung und falsche Vorstellungen führen oft zu Enttäuschungen.
„Die Wirtschaft muss in der Schule unbedingt Fuß fassen“, so Torsten Heinzmann. Die Arbeitgeber können direkt aus der Praxis vermitteln, welche speziellen Inhalte und Perspektiven ein bestimmter Beruf bietet und was gerade ihren Betrieb attraktiv macht. Ausbildungsbotschafter sollen zukünftig auf Augenhöhe mit den Schülern die Sicht auf Berufsbilder erweitern.
Einen steigenden Bedarf mit zu erwartenden Engpässen sieht die Referentin Judith Czepek, promovierte Soziologin (Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung IAB, Nürnberg) bei Fachkräften in medizinischen und nichtmedizinischen Gesundheitsberufen, in Bau- und Ausbauberufen, im Lebensmittel- und Gastgewerbe sowie bei Fertigungs- und fertigungstechnischen Berufen.
Besonders bei kleinsten und kleinen Betrieben, die gemeinsam fast 50% der Neueinstellungen erzielen, hinterlässt eine unbesetzte Stelle weitreichende Folgen: Technische oder organisatorische Änderungen müssen vorgenommen werden, andere Mitarbeiter übernehmen die Aufgaben innerhalb ihrer normalen Arbeitszeit, im schlimmsten Falle verzichtet der Betrieb auf Aufträge.
„Bei der Suche nach Auszubildenden und Fachkräften sollten parallel mehrere Wege beschritten werden“ so die Kernaussage von Sven Glaser, Geschäftsführung InA gGmbH, über das kostenfreie und unbürokratische Dienstleistungsangebot des Arbeitgeber- und Personalservice (AGPS) des Odenwaldkreises. Der AGPS führt Beratungen der Arbeitgeber der Region durch, verfügt über eine Bewerber- und Stellenorientierte Arbeitsvermittlung und bietet ebenfalls die Arbeitnehmerüberlassung mit dem Ziel einer möglichst passgenauen Vermittlung in Arbeit an.
So konnten im abgelaufenen Jahr 2014 durch den AGPS über 250 Personen in sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse vermittelt werden. Über 40 % der Vermittlungen wurden in den Branchen Lager, Produktion und Logistik realisiert.
Ergänzend erhalten die Gäste auch einen rechtlichen Überblick über das zum 01.01.2015 in Kraft getretene Mindestlohngesetz von Jutta Steinbrück-Weiß (Deutsche Rentenversicherung Hessen). Über Anwendungsbereiche und Ausnahmen informiert die Referentin ausführlich, bezieht dabei unterschiedliche Entlohnungsmodelle, wie auch Aufzeichnungspflichten und Prüfungen mit ein.
Das abschließende Buffet lieferte die kulinarische Energie, um die inhaltsreiche Veranstaltung in regem geistigen Austausch ausklingen zu lassen.