
Schwarz auf Weiß
21.09.2018Kreis Groß-Gerau: Kommunales Jobcenter setzt Landesprogramm um
Mit Kompetenz Perspektiven eröffnen

Das Kommunale Jobcenter Kreis Groß-Gerau (JC) nimmt seit März 2016 am Landesprogramm „Kompetenzen entwickeln – Perspektiven eröffnen“ teil, das vom Hessische Ministerium für Soziales und Integration aufgelegt wurde. Die Fördergelder werden verwendet, um Kundinnen und Kunden mit Migrationshintergrund im Alter von 23 bis 34 Jahren, die ihren Wohnsitz im Norden des Kreises Groß-Gerau haben und die innerhalb der letzten zwei Jahre mindestens 21 Monate Leistungen des Jobcenters erhalten haben, nachhaltig in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung zu vermitteln.
Grundpfeiler des Projekts sind ein intensives Coaching im Vorfeld einer Arbeitsaufnahme, arbeitsplatzbezogene Qualifizierungen und die Möglichkeit, auch nach Einstieg in die Beschäftigung Anschlussqualifizierungen zu absolvieren, die sich am konkreten Bedarf des jeweiligen Unternehmens und Arbeitsplatzes orientieren. „Wir haben die Unterstützungsbedarfe der Teilnehmenden sehr genau ermittelt. Aus den Gesprächen im Jobcenter wurde deutlich, dass ein erweiterter Betreuungs- und Schulungsbedarf bestand, der selbst bei engmaschiger Begleitung durch die Integrations-Coaches in unserem Haus nicht umfassend abgedeckt werden kann“, sagt Sabine Reimund, die das Projekt im JC leitet.
Das Landesprogramm erlaubt indes, das nötige begleitende Angebot vorzuhalten. Zwischen dem Kommunalen Jobcenter Kreis Groß-Gerau und der AVM gGmbH wurde ein für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer passgenaus Kursangebot konzipiert. Sie werden in sieben Wochen auf dem Weg der Berufsorientierung begleitet und auf eine mögliche Arbeitsaufnahme vorbereitet.
Das modular ausgerichtete Angebot enthält praxisorientierte Schulungsbausteine wie das tägliche Trainieren der deutschen Sprachkompetenz, mathematisch-rechnerischer Grundlagen sowie basisorientierter EDV-Kenntnisse. Parallel hierzu wird an den beruflichen Zielen gearbeitet. Dabei sind die Wege in den Arbeitsmarkt so individuell wie die Menschen selbst.
Diana Simić aus Kroatien ist gelernte Friseurin, ihre Ausbildung war in Deutschland bislang jedoch nicht anerkannt – und ihre Erwartungen hinsichtlich einer „guten Arbeitsstelle“, wie sie sagt, waren entsprechend gering. „Ich glaubte, nur als Reinigungskraft eine Arbeit zu finden“, fasst sie ihre Perspektive vor Eintritt in das Projekt zusammen. „Aber dann war es Frau Leonhardt vom Jobcenter, die mich ermunterte, ein qualifiziertes Berufsziel vor Augen zu haben.“ Also nahm sie am Projekt teil und verwirklichte auf diese Art die Anerkennung ihrer Ausbildung. Der erste Schritt einer mehrstufigen Integrationsstrategie, die nun mit einer berufsbezogenen Sprachförderung im Einzelhandelsbereich ergänzt wird.
Auch Ali Raza Awan, der aus Pakistan stammt und nach dem im Heimatland abgeschlossenen Studiengang „Human Resource management“ als Assistant Manager Berufserfahrungen erwarb, sah für sich in Deutschland zunächst keine Möglichkeit einer qualifizierten Beschäftigung. Sein Studium wurde nun in Teilen anerkannt, so dass er als Bürokaufmann mit einer anstehenden Weiterbildung im Bereich Luftfracht und Zoll neue und konkrete berufliche Perspektiven verfolgt.
„Das Projekt hat uns Mut gemacht, an uns selbst zu glauben und das Ziel einer qualifizierten Arbeit nicht aus den Augen zu verlieren, auch wenn auf dem Weg dorthin viele Schwierigkeiten überwunden werden müssen“, bilanzieren die Kursteilnehmer/innen. Aus den laufenden Kursen wurden in den vergangenen Wochen vier Integrationen in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung erzielt; drei der vier Teilnehmenden tragen Familienverantwortung, zum Teil als Alleinerziehende.
Die bisherige Erfolgsbilanz des Kursangebots wie auch des gesamten Projekts, das noch weiterlaufen soll: 22 Menschen gelangten im Rahmen einer mehrstufigen Integration in geringfügige Beschäftigung, 73 weiteren bahnte der Kurs mit der Vermittlung in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung den Weg in den ersten Arbeitsmarkt.
Der Arbeitgeberservice des JC informiert und berät interessierte Arbeitgeber zu den Fördermöglichkeiten des Projekts: E-Mail ags@jc-gg.de, Telefon 06142 17766-133.